Lange Zeit war für viele Unternehmen die Beschaffung von ausreichend Liquidität kein Problem. Die Zinsen waren niedrig, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stabil und viele Unternehmen profitabel. Da das Ausfallrisiko gering war, war auch der Zugang zu externem Kapital relativ einfach. Seit dem Krieg in der Ukraine, steigender Inflation, immer stärker anziehenden Zinsen sowie hohem Investitionsbedarf hat sich dies geändert. Jetzt stehen auch interne Finanzierungsquellen im Fokus. Oft vernachlässigt wird dabei die Optimierung des Working Capitals.
Zum Whitepaper: Der Liquiditätsbedarf für Unternehmen steigt – Working Capital als interner Finanzierungshebel
„Gerade erst vor wenigen Tagen hat die EZB den Leitzins wieder kräftig um 0,5 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent erhöht. Für stark fremdfinanzierte Unternehmen wird das zu einer großen Herausforderung“, sagt Harald Matthias Meyer, Partner beim Beratungsunternehmen Expense Reduction Analysts.
Orientierung am Cash Conversion Cycle (CCC)
Es gibt mehrere Stellschrauben, dass Working Capital zu optimieren. Gerade bei Produktions- und Handelsunternehmen steht die Optimierung der Lagerbestände im Vordergrund. Darüber hinaus gibt es Potenziale durch Prozessverbesserungen im Kreditoren- und Debitorenmanagement. „Unternehmen können zum Beispiel den Vertrieb dahingehend incentivieren, dass Boni erst ausbezahlt werden, wenn die Leistung bezahlt und nicht nur verkauft worden ist“, so Meyer.
Zentrale Messgröße, um den Erfolg der Maßnahmen zu monitoren, ist der Cash Conversion Cycle (CCC). Der Cash Conversion Cycle sagt aus, wie lange es durchschnittlich dauert, bis ein Unternehmen aus dem Verkauf seiner Produkte oder Dienstleistungen Umsatz generiert und die gebundene Liquidität dem Unternehmen wieder zur Verfügung steht.
Großer Hebel mit Working Capital
Die Reduzierung des Cash Conversion Cycle um wenige Tage entspricht einem Liquiditätseffekt, der anderweitig zum Beispiel durch Einsparungen kaum zu generieren ist. Meyer: „Um Liquidität in solcher Größenordnung über Einsparungen zu erzielen, müssten Unternehmen einen Großteil der Einkaufsressourcen über mehrere Monate binden oder massiv in die Kernprozesse des Unternehmens eingreifen.“
Unternehmen benötigen Liquidität für Investitionen
Gerade jetzt brauchen Unternehmen freie Liquidität. Themen wie Nachhaltigkeit, der Fachkräftemangel wie auch die steigenden Energiekosten belasten Unternehmen. Auf der einen Seite müssen die steigenden Kosten ausgeglichen, auf der anderen Seite in die Zukunft investiert werden. Meyer: „Die zusätzliche Liquidität aus der Working-Capital-Optimierung ist dabei die günstigste Finanzierungsoption.“